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Buchreflexion: 'Die Schule meines Lebens' - Matze Hielscher

Dienstag, den 29.09.2020

Ich habe dieses Buch verschlungen. Ich hatte schon die Werbung und Ankündigungen auf Social-Media gesehen, doch das Buch fiel mir auf, als ich an Dussmann hier in Berlin vorbeilief. Ich ging rein, kaufte es direkt und fing an zu lesen. Eigentlich hörte ich dann bis zum Schluss nicht mehr auf.

Matze Hielscher hat in seinem Podcast „Hotel Matze“ mehr als 100 Menschen aus dem kreativen Bereich interviewt. Mit seinen Worten; „Ich treffe mich hier mit den für mich Besten der Besten, mit KünstlerInnen, UnternehmerInnen und mit schlauen Typen und versuche herauszufinden, wie die so ticken“. Jetzt hat er ein Buch über seine Begegnungen geschrieben und trägt darin, die wichtigsten Lebensweisheiten seiner Gäste zusammen. Darunter; Doris Dörrie, Katrin Bauerfeind, Klaas Heufer-Umlauf, Titus Dittmann und viele, viele weitere. Es ist in einer Präzision geschrieben, dass man das Gefühl hat, man wäre dabei gewesen und trotzdem noch Lust übrig bleibt, das jeweilige Interview nochmal anzuhören. Was mich besonders abgeholt hat, waren die jeweiligen Anfänge der Kapitel, bei welchen er drei Dinge aufgelistet hat, die er von dieser Person gelernt hat. Bei Anne Will waren das z.B.: „dass man sich trauen muss, seinen Lebenslauf als Erfolg anzuerkennen, dass man, wenn man Glück hat, danach richtig arbeiten muss und dass man sich in jungen Jahren auch mal übernehmen darf“ (S.44, aus: ‚Die Schule meines Lebens‘). Mit dieser Hilfe hatte man einen guten Einstieg und eine gute Zusammenfassung jedes Kapitels und jeder Person. Ich weiß, wenn ich nochmal wissen möchte, was der- oder diejenige gesagt hat, werde ich mich durch diese Stichpunkte daran erinnern können. Es ist also ein leicht zu lesendes und gleichzeitig bedienerfreundliches Buch. Ein gutes Buch, um es ins Regal zu stellen und immer drauf zurückzugreifen.

Das bedeutet aber nicht, dass man es ohne innezuhalten komplett von vorne bis hinten durchlesen kann. Immer wieder musste ich stoppen, durchatmen und darüber nachdenken, was ich da grade gelesen habe. Besonders ins Auge fielen mir die Kapitel mit Nora Tschirner und Wolfgang Joop. Schon vor dem Buch waren dies zwei Interviews, die ich besonders genossen habe.

Nora Tschirner spricht von ihrem Prinzip des Dorfältestenrates, bei welchem sie Menschen – in ihrer Vorstellung – zusammensetzt, die sie beraten und von welchen sie lernt. Matze Hielscher teilt anschließend auch den Rat, den er zusammensetzen würde. Ich bin selbst noch am Überlegen. Wer würde bei dir sitzen? Hier einmal der Link zum Interview, falls du wissen möchtest, wer in Nora Tschirners‘ Rat sitzt und was sie an eine große Plakatwand in Berlin schreiben würde: https://open.spotify.com/episode/7vovhILRaD1l2oLtcT9hD4?si=ZJqRwv63T9KtiNrDZVBogA

Wolfgang Joop war schon immer ein großes Vorbild von mir und ich habe seine Werke mit Erstaunen bewundert. Was mich an diesem Gespräch beeindruckt hat war, dass er auf einmal sehr persönlich wurde, sehr nahbar, wie er selten der Öffentlichkeit gegenüber ist. Er erzählt davon, wie er mit der Mode angefangen hat, als es in Deutschland noch wenige Modevisionäre gab. Außerdem sagt er mit fast harsch gewählten Worten, dass jeder der kreativ arbeiten möchte und kann, dies auch tun wird. Er hielte nichts von Ausreden. Hier die Folge zum Anhören – tut es: https://open.spotify.com/episode/3Ojc2WNCKKuaxLpuyRvWub?si=LCMD-ljdSHCeoKl0IzGX1w

Außerdem hat mich das Kapitel mit Carl Jakob Haupt sehr berührt. Ich brauchte ein paar Minuten danach, um mich wieder zu fangen. Wer nicht weiß, wer Carl Jakob Haupt war; Carl Jakob Haupt war einer der ersten und quasi der erfolgreichste männliche Modeblogger Deutschlands. Mit seinem Freund David und ihrem Blog DandyDiary wirbelten sie die Modebranche auf. Carl Jakob Haupt verstarb 2019 mit 34 Jahren an Krebs. Anschließend hörte ich mir das Interview nochmal an und muss sagen; es lohnt sich. Es ist komisch es nochmal zu hören mit dem Wissen, dass dies so nicht wiederholbar ist und trotzdem so relevante und aktuelle Themen und Probleme anspricht: https://open.spotify.com/episode/0ueiGlcS1rA4uysEBVV72G?si=4iPHg0_ORX6WqFbygra3vQ

Als ich das Buch fertig gelesen habe, mir Dinge aufgeschrieben habe und drauf zurückblicke, denke ich: Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel auf einmal gelernt habe. Das muss ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen. Anschließend lade ich alle Folgen mit allen Gästen, die im Buch auftauchen herunter und fange an mir nach und nach die Gespräche nochmal anzuhören. Ich fange an aufzuschreiben, was ich von den Gästen in meinem Podcast gelernt habe und merke: es ist schon jetzt eine Menge und wenn sich meine Gäste nur annähernd so wohl fühlen und nur annähernd so viel teilen wie im Hotel Matze, dann ist das schon ganz schön viel.

Das Buch beim piper-Verlag: https://www.piper.de/buecher/die-schule-meines-lebens-isbn-978-3-492-06218-3

Podcast ‚Hotel Matze‘ bei Spoftiy: https://open.spotify.com/show/0ivn4wyUBScv57XS8vbVaa?si=OgTCPIgtTAq2UzKiS6UTog

MitVergnügen: https://mitvergnuegen.com/

Matze Hielscher Instagram: https://www.instagram.com/matzehielscher/?hl=de