RedeÜberWege

Folge Zwölf: Jan-Martin Wiarda

Sonntag, den 13.09.2020

Ich traf Jan-Martin Wiarda online zum Gespräch und muss ehrlich zugeben, dass ich schon weit vorher überaus nervös wurde. Jan-Martin Wiarda ist Wissenschaftsjournalist, hat an der Journalistenschule in München seinen Abschluss gemacht, arbeitete ein paar Jahre für DIE ZEIT und als Kommunikationschef bei Helmholtz. Heute schreibt er als freier Autor, hauptsächlich für seinen Blog https://www.jmwiarda.de/, moderiert Wissenschaftsveranstaltungen und schreibt weiterhin für Zeitungen wie die Süddeutsche und DIE ZEIT. Als Journalist hat er bereits tausende Interviews geführt und gegeben, anders also als meine anderen Gäste, die oftmals die gleiche Erfahrungsmenge wie ich besaßen. Das ich mir gar keine Sorgen hätte machen müssen, stellte sich ziemlich schnell heraus, da Herr Wiarda mit einer unglaublichen Sympathie mir zuhörte und gewissenhaft meine Fragen beantwortete. An vielen Stellen beeindruckte mich seine reflektierte und oftmals andere Einstellung sehr. So beschrieb er zum Beispiel sehr genau, wie viele Menschen oft zu sesshaft seien und die wenigsten zu sprunghaft. Als er sich von seinem Posten bei der ZEIT und später auch bei Helmholtz verabschiedete, sei dies oft auf Unmut gestoßen. Menschen haben ihm prophezeit er würde die jeweiligen Schritte bereuen. Doch er ließ sich davon nicht unterkriegen und erklärte mir ganz sachlich; „Diese Fragen der vermeintlichen Sicherheit. Es gibt in unserer Gesellschaft eigentlich wenig existenzielle Situationen. Die gibt es schon, aber die gibt es relativ wenig. Es ist oft mehr die Frage; wenn ich das jetzt mache, muss ich dann vielleicht ein kleineres Auto fahren, als ich jetzt fahre?“ Er ermutigt also auch die vermeintlich unsicheren Schritte zu gehen und sich weniger Gedanken darüber zu machen, was das jetzt für seinen Status oder für seinen Geldbeutel heißt, als was das für seine Zufriedenheit bedeutet, ob dieser Schritt einen vielleicht glücklicher machen würde. Ich muss sagen auch ich höre in meiner Umgebung oft Dinge wie; ‚durch das Studium habe ich Chancen auf einen sicheren Job‘ oder ‚ich gehe lieber auf Nummer sicher‘. Doch was heißt das schon? Was heißt das grade in unserem Alter? Jan-Martin Wiarda erzählt weiter, dass oft das Gegenargument der eigenen Kinder in den Raum geworfen wurde. Doch auch da kontert er direkt; „bei meinem ersten Wechsel von der ZEIT wurde unser erstes Kind geboren und als ich bei Helmholtz aufhörte unser zweites“. Ich kann dazu nur sagen, dass ich nicht weiß wie es ist Kinder zu haben. Ich bin noch keine Mutter und ich weiß nicht, was es bedeutet Beruf und Familie zu vereinen, aber meine Eltern sagten immer; „Unsere Kinder verdienen glückliche Eltern.“ Und ich kann dazu nur sagen, dass meine Eltern immer ein riesen Vorbild waren, da sie mir vorgelebt haben, was es bedeutet glücklich und zufrieden mit seinem Job zu sein. Wahrscheinlich mache ich mich grade deshalb heute auf die Suche einen Beruf zu finden, der mich glücklich macht. Zurück zum Gespräch mit Jan-Martin Wiarda. Er teilt weiterhin außerdem, dass er glaubt, dass vieles gar nicht mit Glück, sondern mit Gelegenheiten zu tun hat. Dass man eine Gelegenheit, wenn sie vorbeikommt ergreifen müsse, um weiterzukommen und dass es sich dafür nur lohne, umzuschauen und aufzupassen. Er sagt das, was mir schon viele Gäste mit auf den Weg gegeben habe: es ist okay zu suchen, aber beim Suchen muss man auch hart arbeiten. Es reicht nicht auf der faulen Haut zu liegen und zu warten, dass die Erkenntnis und die Gelegenheiten vom Himmel fallen. Sein Tipp für sein jüngeres Ich: „Mach dir nicht so viele Gedanken. […] Verabschiede dich von der Idee alles planen zu wollen. Das Wichtige ist; es kommen Gelegenheiten und wenn die Gelegenheiten kommen, dann ergreif sie ohne immer schon genau wissen zu wollen, was am Ende dabei herauskommt.“