Folge Sechszehn: Bertram von Boxberg
Sonntag, den 11.10.2020
Bertram von Boxberg traf ich auf dem Zwölf-Apostel-Kirchhof, bei welchem er als Pressesprecher arbeitet. Wir schlenderten eine Runde über den Friedhof und er erzählte mir Geschichten zu Personen, die dort lagen. Ich bin in meinem Leben selten über Friedhöfe gelaufen. Früher war direkt neben unserer Schule einer, welchen wir manchmal besuchten, doch irgendwie hatten Friedhöfe schon etwas gespenstiges, gruseliges, ja etwas „Totes“. Als ich Bertram von Boxberg frage, was Vorurteile gegenüber dem Friedhof sind, antwortet dieser: „Ein Vorurteil ist sicher, dass Friedhöfe immer traurige Orte sind. Friedhöfe sind eigentlich auch Orte des Lebens, weil hier eben ganz viel gelebtes Leben zusammenkommt.“. Gelebtes Leben, denke ich; ja, das stimmt. Alle diese Menschen haben gelebt und für andere Menschen eine Rolle gespielt. Bertram von Boxberg erklärt weiter, dass so Dinge wie Ruhm und Erfolg auf einem Friedhof natürlich nichtiger werden ; wer kennt diese Leute noch, die damals zu den Reichsten, Schönsten, Erfolgreichsten gehört haben?
Sicher, das klingt jetzt erstmal frustrierend, so als hätte nichts eine Bedeutung. Das stimmt ja aber so nicht, die Frage ist nur; welche Dinge haben eine Bedeutung? Und warum? Dieser Gedanke kann sehr viel Druck nehmen.
Bertram von Boxberg fing einst als Schauspieler an und hätte sich früher bestimmt ein Leben auf den roten Teppichen dieser Welt vorgestellt. Doch irgendwann ändert er seine Fahrtrichtung und geht ins Filmemachen. Als ich ihn frage, wie das Filmemachen so ist, ob das wirklich so hart ist, wie man sich das oft vorstellt, antwortet er: „Willkommen im Haifischbecken. Das [Filmemachen] ist mega brutal.“ Er hat sich 30 Jahre lang als freischaffender Filmemacher durchgesetzt und scheint sehr stolz darauf zu sein, was natürlich auch verständlich ist; ist ja echt eine extrem lange Zeit. Irgendwann sieht er durch Zufall die Anzeige zum Pressesprecher beim Friedhof und fragt sich, was das denn ist. Schließlich bewirbt er sich und kriegt die Stelle.
Sein Ziel seit er damals mit dem Schauspielern angefangen hat; „Ich wollte immer eine Tätigkeit haben, wo ich mich am Ende des Monats wundere, dass sie mir dafür auch noch Geld geben.“