RedeÜberWege

Folge Siebzehn: Ulrike Sayatz

Sonntag, den 18.10.2020

Ulrike kenne ich tatsächlich schon ziemlich, ziemlich lange und deswegen war es super interessant mal mit ihr über ihren Beruf und ihren Weg dahin zu sprechen. Sie entschied sich nach dem Abitur erstmal in einem Verlag zu arbeiten, bevor sie anfing Germanistik zu studieren. Durch meine Mutter und ihre Arbeit habe ich schon einige Germanisten und Linguisten kennengelernt und die wenigsten haben ihr Studium angefangen mit der Idee in die Sprachwissenschaft zu gehen, da die Literaturwissenschaft vielleicht anfangs einen gewissen Reiz hat. Davon berichtete Ulrike mir auch und erzählte mir, wie sie zur Sprachwissenschaft kam und dass sie sich da heute zuhause fühlt. Ein wenig reden wir auch über Kinder und Karriere. Für Ulrike war es immer sehr wichtig zu Arbeiten. Zum einen für sich und zum anderen als Vorbild für ihre Kinder. Sie verurteilt natürlich niemanden, der sich da anders entscheidet, aber für sie war ihre Arbeit immer ein hohes Gut. Trotzdem haderte sie lange mit dem was sie macht und machen möchte. Letztlich legte sich das erst so richtig, als sie anfing zu unterrichten. Auch da gab es erstmal Hürden zu überwinden, doch als diese hinter ihr lagen, machte ihr das Unterrichten und vor allem das Unterrichten von Studenten unheimlichen Spaß und sie ist froh darüber, dass sie das heute so viel machen kann. Wir sprechen auch darüber, dass sie nicht Professorin geworden ist. Sie erzählt mir, dass sie nichts bereut, aber ihr eventuell im Rückblick auch der letzte Funken Mut gefehlt hat. Sie ist nicht traurig, da schwebt keine Wehmut mit – sie erzählt mir davon ganz sachlich und sieht auch ganz klar, was hätte anders laufen können, aber sie ist zufrieden in ihrem Beruf. Sie macht das gerne, was sie macht und erzählt heute, dass ihr das so wichtig ist, dass egal ist, was hätte sein können. Das finde ich einen sehr wichtigen Gedanken, den ich aus unserem Gespräch mitnehme. Es geht vielleicht nicht immer darum, dies oder jenes zu erreichen, obwohl Ulrike natürlich hart, um ihren Job gekämpft hat. Grade in der Universität, wo man mit einer befristeten Stelle irgendwann für immer rausfliegt. Also es geht nicht darum nicht zu kämpfen oder etwas nicht zu erreichen, sondern sich nicht immer darauf fokussieren zu müssen, was hätte sein können. Denn egal, wo du bist, es geht immer höher, weiter, schneller. Und dann ist es letztendlich einfach wichtig glücklich zu sein, wo man ist. Das heißt nicht, sich zufrieden zu geben, obwohl man das gar nicht wirklich ist, sondern dort, wo man glücklich ist, sich auch glücklich zu fühlen und sich nicht durch vermeintliche Zwänge oder Positionen von außen einreden zu lassen, man sei unglücklich. Solche Fragen kann man letztlich nur mit sich selbst klären und Ulrike langweilt sich nie in ihrem Job, was ihr schon seit ihrer Zeit im Verlag, sehr wichtig war und heute immer noch ist.