Folge Zwanzig: Sylvia Löhken

Sylvia Löhken ist Coach, Autorin, Vortragsrednerin, Sach -und Fachbuchautorin, Sprachwissenschaftlerin, Dozentin, Speakerin- doch wie würde sie sich eigentlich selbst vorstellen? „Ich würde wahrscheinlich sagen: Ich begleite Menschen. Das ist die Essenz dessen, was ich mache. […] Ich begleite Menschen mit Sprache und helfe ihnen dabei ihr Leben gut zu führen.“

Ich fragte sie ihm Laufe des Gespräches auch, was sie denn jungen introvertierten Menschen für die Arbeitswelt mit auf den Weg geben würde. Ihre Antwort lautete erst einmal natürlich: „Leise Menschen – starke Wirkung“ zu lesen und da gebe ich ihr vollkommen Recht. Ich habe das Hörbuch selbst auf Spotify angehört und muss sagen, ich konnte selbst – auch wenn ich kein introvertierter Mensch per Definition bin – über meine eigene Kommunikation lernen. Und natürlich über die Kommunikation meiner introvertierten Mitmenschen. So verstand ich auf einmal, dass es für Intros eine große Herausforderung sein kann zu telefonieren. Da ich selbst nie ein Problem damit hatte bei fremden Menschen oder auch beim Arzt anzurufen, war mir das nie aufgefallen. Doch heute verstehe ich mehr, dass es anderen da anders geht. Ich kann mich meinen Mitmenschen anpassen und auf ihre Art der Kommunikation reagieren. Und wenn es irgendwie geht kontaktiere ich diese Menschen so wie ihnen das Recht ist und verzichte auf spontane Telefonate.

Anschließend nennt sie aber noch einen anderen Punkt, der ihrer Meinung nach sehr wichtig ist: „Die Auseinandersetzung mit der eigenen Art zu kommunizieren, mit der eigenen Art zu leben. Also zum Beispiel die Frage: Unter welchen Bedingungen bringe ich meine beste kreative Leistung?“ Ich habe mir diese Fragen dann auch selbst gestellt. In der Schule bzw. in der Uni kriegen wir zwar Tipps und Tricks zum selbstständigen Lernen an die Hand, doch sich selbst zu fragen: Wann bin ich eigentlich am produktivsten? Wie kann ich Informationen aufnehmen? Wie gebe ich Informationen weiter? All dies sind Fragen, die es lohnen gestellt zu werden.

Sylvia kommt aus einem „bildungsfernen“ Haushalt und fing erst einmal eine Banklehre an. Auch wenn sie diese heute noch gut gebrauchen kann, war die Zeit schwierig für sie, da sie eigentlich direkt mit dem Studium anfangen wollte. Im Studium fühlt sie sich dann auch direkt wohl und sie geht weiter in die Richtung, doch obwohl sie die Promotion noch anschließt, drängt sich ihr immer mehr die Frage auf; bin ich hier überhaupt richtig? Irgendwas fehlte und so macht sie sich auf den Weg raus aus der Wissenschaft. Mit einem etwas längerem Abstecher in Japan, kommt sie ihrer Selbstständigkeit immer näher und beschäftigt sich immer mehr mir der Frage; Wie funktioniert Kommunikation überhaupt?

2012 erschien ihr Buch „Leise Menschen – starke Wirkung“, welches nach ihren Worten „einen Nerv traf“. Menschen interessierten sich dafür, identifizierten sich mit ihren Überlegungen und besuchen heute ihre Seminare, in denen sie lernen können, wie sie, vor allem im Berufsalltag, kommunizieren. Sylvia hat einen sehr außergewöhnlichen Beruf und einen außergewöhnlichen Weg dahin. Ich frage sie nach der Bedeutung von Glück und Zufällen: „Wir können uns unseren Weg immer neu gestalten mit dem, was wir gerade haben, aber es ist eben keine Kontrolle. Es ist einfach die Wahl eines Weges.“ Sie beschreibt ein Bild, bei welchem man eine Leiter an verschiedene Mauern lehnen kann. Die Leiter ist dabei vielleicht manchmal wichtiger als die Mauer selbst. Wenn deine Leiter stabil ist, dann passt sie vielleicht auch an die ein oder andere Mauer.

Seit ein paar Wochen lerne ich sehr viel neues über Kommunikation. Über die Fragen; wer bin ich eigentlich? Was sind meine Grenzen? Und wie kommuniziere ich diese am besten? Sylvia selbst hat jetzt einen Beruf aus diesen Fragen gemacht. Das kann nicht jeder, doch was jeder kann, ist sich über diese Fragen Gedanken zu machen und dann eben Rat zu finden in Büchern, bei Menschen wie Sylvia Löhken. Denn ja, diese Fragen sind entscheidend für unser Leben, für unser menschliches Miteinander und für unseren Arbeitsalltag. Dazu passt auch das Zitat, welches Sylvia Löhken mir am Ende von Dolly Parton mitgibt: „Find out who you are and do it on purpose.“ (Finde heraus wer du bist und tu es mit Absicht.)